Der Auftrag war reibungslos verlaufen. Es war nicht mal schwer, sich Eintritt zu dem Gebäude zu verschaffen, in dem sich die Person aufhielt. Nun lag diese mit einem gebochenen Genick am Ende einer Treppe, die frisch gewischt gewesen war, wo aber leider kein Warnschild gestanden hatte. Wirklich zu einfach. Manchmal waren ihm diese Racheaktionen lieber, in denen es richtig blutig werden durfte. Aber sollche Aufträge kamen viel zu selten rein und zumeist handelte es sich um stumpfes rumliegen und beobachten, bis man endlich schießen durfte. Er hatte noch vor Morgengrauen die SMS abgesetzt, um den Kunden bescheid zu geben. Danach war er zu sich gefahren und hatte ersteinmal eine Runde geschlafen. Nachmittags war er aufgestanden, mit dem festen Gedanken, er könnte doch mal jemanden wieder einen Besuch abstatten. Nachdem er sein, auf Nachmittag verschobenes, Frühstück gegessen und sich fertig gemacht hatte, ging er los.
Als er ankam, drückte er einfach die Tür der Bar auf, ohne darauf zu achten, dass draußen Geschlossen dran stand. Das hatte ihn hier nie interessiert. Kaum war er drin, bekam er auch gleich einen Anranzer, was ihn zum Lachen brachte. "Auch für Freunde? Schade, dann muss ich wohl auf meinen Vodka verzichten, Cyn." Er ging bis an die Theke ran und setzte sich auf einen der Barhocker. "Schwer beschäftigt, sehr löblich."

Genau diese Antwort hatte er bereits erwartet, was ihn aber nicht weiter störte. Irgendwie würde er schon an seinen Alkohol kommen. "Ich hab die Nacht davor nicht getrunken, ich muss es nachholen." Er tat so, als wäre es das wichtigste auf der Welt, jetzt diesen Vodka zu trinken.
Wie fleißig sie war, das lud zum zugucken ein. Er grinste sie zurück an, als sie ihm einen kurzen Blick zu warf. Gerade als er es sich bequem gemacht hatte, bekam er das Tuch zugeworfen und sah sie erstaunf an. "Oh man, du bist ein echter Sklaventreiber." Widerwillig erhob er sich wieder und kam um die Bar herum, zu ihr. Die Spülmaschiene, voll bis oben hin. Entnervt atmete er aus und sah sie Augen rollend an. "Du willst mich doch nur leiden sehen, gebs zu." Er fing schon mal an und räumte aus. "War mir klar, dass du da in Ekstase kommst." Jedes einzelne Glas trocknete er extra ab und stellte es auf die Bar. Er wusste zwar schon, wo was hingehörte, aber er wollte Thia auch noch ein bisschen Arbeit übrig lassen.

Er wandte seinen Blick und sah was sie tat. Sie hatte genug zu tun, also musste er wohl doch die Spülmaschiene alleine ausräumen. Als die ihm eine Standpauke hielt, äffte er sie kurz nach, grinste aber, damit sie wusste, dass es nicht böse gemeint war. "Okay, du hast gute Argumente, da kann ich nicht mit. Außerdem ist das hier meine Lieblingsbar, Vodkaverbot wäre eine Katastrophe." Während er ein Glas abtrocknete, sah er ihr bei ihrer Akrobatik zu, als sie auf der Anrichte herumkletterte. Er stellte immer noch die Gläser auf die Bar, aber nun sortierte er sie, um sie später richtig einzuordnen. "Ja, Chef. Deine Kosten, deine Bar, dein Vodka, du hast dir meine unschätzbaren Dienste zu eigen gemacht." Er lachte auf, sah ihren Blick und trocknete das eine Glas nun übertrieben ordentlich ab, bevor er zum nächsten griff.
"Wir sollten mal wieder an den Strand fahren, meinst du nicht?" Beim sprechen sah er nicht von den Gläsern auf, er hatte es nur so in den Raum gestellt.

Da merkte man, dass sie diesen Job schon länger machte. Während er lustlos ein Glas nach dem anderen aus der Spülmaschiene zog und die Motivation vorheuchelte, war sie mit ihrem Regal bereits fertig und beendete ihre Kletterpartie. Er konnte nicht anders, den Moment musste er ihr einfach mal auf den Hintern starren, bevor er das Glas ein drittes Mal abtrocknete. "Ja, die Regeln muss ich wohl hinnehmen." Nun half sie ihm also doch. Praktisch, aber so war es ja immer gewesen. Irgendwann tat sie doch, worum man sie gebeten hatte, auch wenn sie es zuerst ablehnte. Auch wenn sie es vermutlich nur machte, damit es schneller vorran ging.
Bei der kurzen Nähe, die zwischen ihnen stattfand grinste er sie kurz an und sah dann zu dem Glas, um es endlich wegzustellen und sich ein Neues zu nehmen. "Ich dachte, dazu bräuchte ich keine Vorwände?" Er ließ ein kurzes Lachen erklingen. "Du fährst deinen Porsche selber? Wieso das denn? Sag bloss noch, getrennte Autos?" Na nun gings aber los.

Er bemerkte, dass er gerade eigentlich für umsonst ausgeräumt hatte, denn durch die Idee mit dem Strand, lag wohl der Vodka in weiterer Ferne. Aber gut, sie hatte ihm oft genug einen ausgegeben. "Ach und wieso nicht? Meinst du etwa, nur weil ich einen Dodge Ram und einen Mercedes fahre, dass ich nicht in der Lage bin, deinen kleinen Porsche zu steuern?" Gehäßig streckte er ihr die Zunge raus. Nun gut, er fuhr meist große Autos, hatte aber auch schon am Steuer einer Corvette gesessen und konnte sich nicht vorstellen, dass ein Porsche da den großen Unterschied machte. Außerdem hatte sie wohl vergessen, dass er kaputte Autos wieder reparierte.
Er sah sie unbeeindruckt an. "Wenn ich mich genau erinnere, war das aber bis vor kurzem noch so." Er grinste, ging wieder um die Bar herum und wartete, dass sie sich die Schuhe anzog. "Ja, dann aber schnell... mit deinem tollen Porsche." Beim rausgehen, konnte er es nicht lassen und gab ihr noch einen Klaps auf den Hintern. Macht der Gewohntheit, wenn auch rein freundschaftlich.

Gut, diese Aussicht gab es tatsächlich noch. Dann war der Vodka noch nicht ganz abgeschrieben.
Er schüttelte den Kopf und lachte, weil er es einfach zu komisch fand, wie streng sie war, wenn es um ihr Auto ging. Aber er redete ihr auch nicht rein. "Schon okay, ich lass die Finger von deinem Lenkrad. Sonst schneidest du sie mir noch ab oder sowas." Musste er sich eben von einer Frau rumkutschieren lassen. Ungewohnt, aber wenn es nicht anders ging. Mit getrennten Autos zu fahren, wäre auch bescheuert gekommen. Davon mal ab, würde er ebenfalls niemanden an seine Autos ranlassen. Da bekam er schon eine Krise, wenn er einen Beifahrer hatte.
Er fragte sich, was sie mit diesen Schuhen am Strand wollte, aber sagte nichts, immerhin standen sie ihr, dass musste er ihr lassen. Seine Reaktion auf ihre Mahnung war gespielt überrascht. "Och was? Seit wann das denn?" Er lief ihr hinterher, stieg mit ihr in den Porsche und ließ sie dann mal fahren.